Was ist das gute Leben?

Die ZEIT ging im Juni der Frage nach: „Was ist das gute Leben?“. Denker der Gegenwart geben in dieser Extrabeilage zahlreiche Anregungen und lassen uns fragen: „Was ist es für mich, ein gutes Leben?“.

Freiheit von & Freiheit für

Martin Seel, Prof. für Philosophie an der Universität Frankfurt am Main, vermisst den freien Menschen, „der alles in allem so lebt, wie er es aus eigenem Antrieb und eigener Überlegung will.“ Dazu sei es oft nötig, „Fesseln abzuwerfen, die man sich selbst oder die einem die Gesellschaft angelegt hat.“

Weisheiten des Alters

Hartmut Rosa, Prof. für Soziologie in Jena, schreibt: „Was ein gutes Leben ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.“ Fragt man ältere Menschen, so wünschen sie sich oft, dass sie sich im Leben lieber etwas weniger gesorgt und mehr Zeit mit Freunden verbracht hätten. In dem gerade erschienen Erfahrungsbericht der Pflegerin Bronnie Ware (2013) bereuen sterbende Menschen vor allem fünf Dinge:

  1. Zu oft auf das gehört zu haben, was erwartet wurde, statt mutiger sich dem zuzuwenden, was einem selbst wichtig ist.
  2. Die eigenen Gefühle missachtet und nicht darauf geachtet zu haben, was sie über die eigenen Bedürfnisse ausdrücken.
  3. Zu viel gearbeitet und damit andere wichtige Dinge aus dem Auge verloren zu haben.
  4. Zu wenig Zeit für und mit Freunden.
  5. Zu wenig Mut für Genuss und Freude im Alltag.

 Interesse und Freude am Tun

 Rosa wünscht sich, dass wir Dinge wieder um ihrer selbst willen tun. Egal ob es Hobbies, eine interessante Arbeit oder angenehme Beziehungen sind. Wettbewerb und Beschleunigung hingegen erzeugen „Angst davor, abgehängt zu werden“ oder die Überzeugung „immer schneller laufen und mehr leisten zu müssen“.

Der Mensch ist auf der Suche nach Sinn!

Auch der Sinn trägt zum Lebensglück und zur Selbstachtung bei. Menschen können sich für andere einsetzen, Lebensbedingungen verbessern, forschen, lehren, Kinder erziehen und fördern, Bäume pflanzen oder ein Haus für die Familie bauen. Vielleicht können wir etwas schaffen, das überdauert. Nach Viktor Frankl sollen wir aber die Frage nach dem Sinn nicht an das Leben richten. Vielmehr fragt uns das Leben, was wir damit anfangen wollen.

Verbundenheit mit der Natur und anderen Lebewesen

Der indische Psychoanalytiker Sudir Kakar empfiehlt die liebevolle Verbundenheit mit der Natur, der Kunst, philosophischen und wissenschaftlichen Visionen, anderen Lebewesen und natürlich anderen Menschen. Für ihn ist die Seele eine verborgene Kraft in uns, die nicht ich-bezogen, sondern ein Quell unseres höchsten Selbst ist. Für Michael Sandel entfaltet das gute Leben die Möglichkeiten des Menschen, indem man es  gemeinsam mit Freunden und geliebten Menschen“ teilt.

Schönen Feierabend!

Byung-Chul Han, Prof. für Philosophie in Soul, mahnt: „Wir haben längst die Zeit des Festes verloren. Der Feierabend als Vorabend des Festtages ist uns heute ganz fremd“. Die Zeit des Festes kommt nach der Erholung von der Arbeit und „lässt eine ganz andere Zeit beginnen.“

Jetzt Anfrage stellen:

Deine Anfrage und Kontaktdaten bleiben für andere unsichtbar! Erforderliche Felder sind markiert *